Interview mit einer Maine Coon
Heute interviewen wir den 2 jährigen adeligen Maine Coon Kater Aladin. Gelassen liegt das große Tier vor uns und leckt sich hin und wieder über sein halblanges, glattes Fell wenn er uns nicht mit seinen intelligenten Augen anschaut.
F: Lieber Aladin. Wir freuen uns, dass Du heute die Geduld aufbringst und bereit bist, unsere Fragen zu beantworten und über Dich und Deine Art zu erzählen.
Aladin: Schnurrt
F: Wie würdest Du Dich beschreiben?
Aladin:
Wir sind sanft, anhänglich, ausgeglichen, sozial, intelligent und liebevoll. Unsere Schönheit kann man ja an mir bewundern. Halblanges Fell, ausdrucksstarke schräg gestellte Augen, große Pinselohren und einen langen, buschigen Schwanz. Wir wandeln auf prächtigen Pfoten. Diese sind ein bischen wie Schneeschuhe. Mit unseren Pfoten sind wir unglaublich geschickt, wir verwenden diese oft beim Fressen oder Trinken.
Und ja, die Größe, ich hab schon von Familienmitgliedern gehört die bis zu 1,20 m lang und 12 kg schwer geworden sind und es ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat. Und wir sind trotz unserer Größe unglaublich geschickte Jäger, natürlich nicht nur von Mäusen, sonder auch von etwas größerem Getier. Es darf daher auch einmal eine Ratte oder auch ein kleines Häschen sein.
Durch unsere soziale Ader und Noblesse bleiben wir auch bei Hunden entspannt, solange sie uns nicht offen den Krieg erklären. Hier ist unser Mensch dann eben auch gefragt. Auch die kleinen Menschlein mögen wir, wenn sie uns nicht fortwährend Ziepen und Knuffen. Da kann unsereins dann auch schon einmal sanfte Erziehungsarbeit leisten . In Familien fühlen wir uns also meist sehr wohl, vor allem weil ja auch fast immer jemand zum Spielen bereit ist.
F: In welchem Lebensumfeld fühlst Du Dich am wohlsten?
Aladin:
Als Maine Coon weiß ich meine Menschen sehr zu schätzen. Ich nehme gerne mal ein Näschen frische Luft und das Sommers wie Winters. Aber das muss nicht die immer die weite Welt sein, mir genügt auch ein schöner Ausblick vom Balkon oder aus dem Fenster, wenn ich ansonsten ein schönes Zuhause habe. Wenn ich allerdings dann doch schon mal Freiluft geschnuppert habe, würde ich diesen auch weiter sehr genießen. Ich liebe es, in gesichertem Auslauf alles zu erkunden was es zu entdecken gibt oder einfach nur in der Sonne zu liegen. Und ja, ich liebe es auch, im Wasser herum zu plantschen. Das kann man von den meisten meiner Katzenverwandten nicht gerade behaupten. Und wenn mein Mensch mal mit mir spazieren gehen möchte, dann klappt das auch, wenn er mir erklärt, wie das funktioniert . Dann nehme ich auch Leine und Geschirr in Kauf, nur zwingen lass ich mich nicht. Spielerisch geht viel, andernfalls könnten meine Kilos ganz schön sperrig werden.
Natürlich braucht ein großer starker Kater wie ich und ebenso meine Ladys einen stabilen Kratzbaum. Zudem liebe ich es, von einem erhöhten Thron aus mein Reich gut im Blick zu haben. Ich spiele in jedem Alter gern und viel und fordere da mein Personal auch ordentlich. Ich brauche halt Abwechslung und Bewegung. Ach ja ... und KARTONS, ich liebe Kartons.
Verträumt schaut Aladin in die Ferne
Fressen tue ich gern, nur bloß nicht immer das Gleiche. Adel verpflichtet! Dazu könnt ihr auch gern mein Personal befragen. Und das "Menschenessen" riecht und schmeckt auch manchmal auf den ersten Bissen ganz lecker, Vor allem weil wir ja alles, was unser Mensch so isst, zu gerne auch probieren wollen . Ich habe aber mittlerweile gelernt: Es bekommt uns nie und verkürzt unser Leben. Nicht jeder von uns ist so schlau, deshalb müssen unsere Menschen da auch einmal mitdenken.
Zu unseren vielen guten Eigenschaften gehört zweifellos auch Neugier und Intelligenz. Deshalb lernen wir auch leicht Tricks, was unsere Menschen fast immer toll finden. Manches finden eher wir selber nur toll, zum Beispiel Türen öffnen. Und wenn unser Personal beim Spielen etwas unaufmerksam wird, bringen wir ihm auch das Spielzeug zurück - eine eindeutige Aufforderung, doch bitte fortzufahren . Auch das Sprechen mit unseren Menschen und Artgenossen tun wir gern, und das können wir meist sehr charmant. Wir miauen und gurren aus vielen Gründen: Entweder haben wir Hunger, oder Durst, oder wir langweilen uns, oder müssen mal, oder wir sagen einfach mal "Hi, schön dich zu sehen". Wenn unser Mensch uns gut zuhört, dann verstehen wir uns!
F: Wir haben gehört, dass Du eine interessante Familienchronik hast? Woher stammt ihr?
Aladin:
Wir Coons sind fast alle miteinander verwandt über mehr oder weniger viele Ecken. Ursprünglich sind wir Amerikaner aus dem Bundesstaat Maine. Dort haben wir uns aus der Vermischung von Katzen der Einwanderer entwickelt. Viele fremde Katzen kamen mit Schiffen über das Meer und haben dann einfach die Rückfahrt verpasst. Man sagt sogar, dass darunter Angorakatzen der Königin Marie Antoinette waren. In dieser Region sind die Winter hart und so haben sich unsere Größe und das dichte, wasserabweisende Fell durchgesetzt. Hier haben wir auch Schwimmen gelernt. Wir Adelige Coons sind nicht von Menschen "erschaffen" worden, wir sind eine sehr alte Natur-Rasse und wir stammen alle von den selben 5 Vorfahren ab. Diese wurden 1973 durch die amerikanischen Katzenvereine als eigenständige Rasse- und Zuchttiere anerkannt. Durchgesetzt hat dies der in den 50er Jahren gegründete „Central Maine Coon Cat Club“. Meine Vorfahren sind dann nach Europa ausgewandert, um auch hier unsere Menschen zu beeindrucken. Die FIVE ( der internationalen Vereinigung von Katzenzuchtverbänden) hat uns natürlich anerkannt und seitdem sind wir hier an der Seite der Menschen und vor allem aus deren Herzen nicht mehr wegzudenken. Und damit wir unseren ursprünglichen Rassetyp nicht aus den Augen verlieren, wurde immer mal wieder ein Nachkomme der ursprünglichen Population aus dem Heimatland unserer Rasse in den Adelsstand erhoben und dazu eingeladen, einen Platz in unseren Stammbäumen zu erhalten. (Foundation-Tiere)
Zufrieden leckt sich Aladin über seine Pfote und zwinkert mir entspannt zu.
F: Du hast ja schon für einige Nachkommen gesorgt. Bist du stolz wie sie sich entwickeln?
Aladin: Oh ja, schnurr, sehr stolz und zufrieden. Alle meine Kleinen sind perfekt geraten, alle sind wohlerzogen und schön. Ich wünsche mir, dass sie alle bei ihren zukünftigen Familien mit Artgenossen zusammen leben und ihre Menschen uns auch nach Jahren noch glückliche Bilder schicken. Wichtig ist halt immer, dass keiner in Einzelhaft kommt. Auch wenn der Mensch noch soviel Zeit hat, Artgenossen brauchen wir sehr. Alle neuen Pflegeeltern werden von unseren Menschen sorgfältig ausgesucht, da bin ich mir ganz sicher. Und vielleicht werfe ich auch selbst noch ein Auge auf die Bewerber.
F: Was erwartest Du von deinem Personal?
Aladin:
Nun, generell läuft alles weitgehend zu meiner Zufriedenheit. Ein gelegentliches Bürsten ist gestattet, ja sogar oft wirklich angenehm. Ich weiß ja, dass es für mein Wohlbefinden notwendig ist. Ein- bis zweimal die Woche ist genehm, im Fellwechsel gern etwas häufiger. Und ich weiß, wie unangenem das ziepen kann, wenn meine Menschen mich hier nicht regelmäßig bürsten. Als Knirps hab ich bürsten gern mit spielen verwechselt, aber mein Personal hat mir geduldig aber konsequent gezeigt wie angenehm das doch sein kann. Das üben sie auch schon mit den Kitten.
Zu meinem täglichen Glück gehört auch ein reichhaltiges Angebot an Spaß und Spiel. Spielangeln, Bällchen, Laserpointer und gerne auch Dinge die ich erjagen kann, wie z.B. ein freihängendes Spielmäuschen am Gummiband. Das alles macht mich ausgeglichen. Allerdings rieche ich den Langeweile-Braten schnell, wenn ich mit solch einer öden, immer gleichbleibenden Spiel-Maschine abgespeist werde. Das ist unter meinem Niveau. Wenn ich mich dann langweile, dann gehe ich einfach oder denke ich mir halt selbst was aus. Verstehe manchmal gar nicht warum sich mein Personal dann so aufregt. Und wenn manchmal soviel Unnützes auf der Fensterbank steht, wo ich da doch so gerne liege oder den summenden fliegenden Mäuslein hinterherjage, dann kann ich nicht anders und muss ein wenig aufräumen. Das kommt auch nicht immer gut an.
F: Hast Du auch berühmte Vertreter in deiner Großfamilie?
Aladin:
Klar gibt es die. Schließlich sind wir gelehrig, intelligent und vor allem beeindruckend. Als Beispiele:
Im Jahr 2012 hätte der Kater „Hank the Cat“ es fast in den Senat von Virgina geschafft. Anfangs als Scherz für eine Tierschutzaktion gedacht, kam der Kater auf stolze 7.319 Stimmen und erreichte damit den dritten Platz bei der Wahl.
In den Harry-Potter-Verfilmungen wird Mrs. Norris, die Katze des Hausmeisters Argus Filch, von einer roten Maine Coon dargestellt.
Die größte Katze der Welt war mit 123 Zentimeter Länge, der Maine Coon Kater Stewie aus Oregon. Nach seinem Tod im Alter von 13 Jahren, nimmt der Coonie Kater Omar aus Melbourne erfolgreich seinen Platz ein. Mit 1,20 Meter Länge und einem Gewicht von 14 Kilo ist er aktuell die größte Katze der Welt und eine wahre Berühmtheit im Netz.
In dem Roman Felidae von Akif Pirinçci trifft der Hauptcharakter Francis auf den Maine Coon Kater Blaubart der aus einem Versuchslabor stammt und nicht mehr gut auf den Menschen zu sprechen ist.
Ach ja, und wir sind auch eine der wenigen Katzenrassen, bei denen ab und zu auch mal eine zusätzliche Zehe an den Pfoten auftaucht. Das ist manchmal bestimmt ganz praktisch beim Laufen, aber dann heißt es gleich "Schiffskatze" oder "Bauernhof-Katze", und den Vertretern mit diesem Merkmal wird der Adelstitel in Deutschland aberkannt.
F: Vielen Dank für Deine freundliche Geduld.
Aladin:
Aber gern, so sind wir halt. Es gibt noch so vieles über uns zu berichten. Fragt einfach bei unserem Personal nach. Sie erzählen gern über uns.